Rückschau 2021


14. Januar 2021: Guy Krneta,  11. Februar: José Oliver,  11. März: Peter Stamm,  15. April Guy Krneta (2. Versuch) – diese vier Veranstaltungen mussten wegen Covid 19 und des damit verbundenen Lockdown abgesagt  bzw. verschoben werden. 

Da die BAG-Massnahmen auf Anfang Mai wieder gelockert wurden,  konnte 

Hans Platzgumer am 6. Mai das neue ARENA-Jahr im grossen Saal des Meierhof eröffnen (Moderation Wolfgang Bortlik) und aus seinem jüngsten Roman "Bogners Abgang" (Zsolnay) zwei kurze, aber fesselnde und neugierig machende Passagen lesen. Vielfältig wie die Perspektiven, aus denen "Bogners Abgang" erzählt wird, sind auch die Gattungsmerkmale: Neben Elementen des Krimis stehen solche des Künstler- und des Entwicklungsromans, der Psychostudie … 

Der Text fesselt nicht nur der Geschichte wegen. Kunstvoll und doch so selbstverständlich wirkend ist es Platzgumer gelungen, anschaulich und assoziationsreich den Gemütszustand seiner Figuren zu schildern, Beklemmung und Ratlosigkeit deutlich zu machen.(Rolf Spriessler, RZ 14. 5. 2021)

 

Guy Krneta als Gast des Kaleidoskop vorgestellt von Nicole Hausammann (Freitag, 21. Mai 2021) liest heitere Passagen aus seinem Roman "Die Perücke", und zwar aus seiner originalen berndeutschen Version – im Buchhandel ist nur eine Übersetzung ins Hochdeutsche erschienen. Das Buch erzählt von den Erfahrungen eines jungen Mannes, der sein Studium abbricht und einen neuen Weg beim Theater sucht – als Regieassistent oder Dramaturg. Es verarbeitet also, ohne direkt autobiographisch zu sein, Erfahrungen, die Krneta selber gemacht hat. 

Geschickt balancierte Krneta hier zwischen tiefgründigen Fragen … und humoristischen Elemente, die das Publikum zum Schmunzeln brachten. (Nathalie Reichel, RZ 28. 5. 2021)

 

José Oliver (3. Juni 2021, Moderation Armin Zwerger). Der im Schwarzwald aufgewachsene Sohn andalusischer Gastarbeiter, der eben gerade den Heinrich Böll-Preis erhalten hat, spricht über seine literarische Vorbilder (Hölderlin, Hilde Domin), über sein eigenwilliges Verhältnis zur Sprache, die er gern direkt beim Wort nimmt, und über seine Zugehörigkeit zu zwei Kulturen, der deutschen und der spanischen. Im Zentrum stand der Text "Zwei Mütter" (und folglich zwei Muttersprachen) aus dem Band "Fremdenzimmer". 

Es ist die poetische Dimension im Umgang mit Sprache, die den 1961 geborenen andalusischen Alemannen auszeichnet. Olivers literarische Produktion ist eine Spurensuche nach seiner mehrsprachigen und mehrkulturellen Herkunft. Dass sein Werk traditionsbewusst als auch innovativ zwischen Sprachen und Kulturen wechselt, zeigten einmal mehr die Textbeispiele. Jürgen Scharf, Die Oberbadische, 04.06.2021 )

 

Peter Stamm (23. Juni 2021, Moderation Katja Fusek) liest im gut besuchten Saal des Meierhofs mehrere Passagen aus seinem neuen Erzählband "Wenn es dunkel wird" mehrere Texte, die "aus den kleinsten Szenen ganze Gesellschaftsanalysen entfalten." (Katja Fusek) Die Tatsache etwa, dass die junge Sabrina sich darauf einlässt, von einem bekannten Künstler mittels Digitaltechnik in eine realistische Plastik verwandelt zu werden,  ändert nicht nur ihr Leben, sondern stellt alles in Frage, was man so gemeinhin über Kunst und Wirklichkeit, Realität und artifizielles Abbild denkt. Eine faszinierende Begegnung mit einem der bedeutendsten Schriftsteller der heutigen Schweiz. 

Mit einer gehörigen Portion Spontanität ging vergangene Woche die letzte Arena-Lesung über die Bühne.Diesmal blieb es für alle spannend, welche Textpassagen vorgelesen würden – auch für die Veranstalter sowie Moderatorin Katja Fusek. Der renommierte Autor Peter Stamm, der am Mittwochabend vergangener Woche aus seinem Erzählband «Wenn es dunkel wird» las, hält nämlich offensichtlich nicht viel von detailliert geplanten Lesungen: «Ich wähle lieber die Texte aus, wenn ich das Publikum sehe», sagte er. «Spontan.» (Nathalie Reichel. RZ, 2. 6. 2021)

Lukas Hartmann (9. September 2021, Moderation Valentin Herzog, im Meierhof) stellt seinen schon 2020 erschienenen Roman Schattentanz. Die Wege des Louis Soutter vor, in dem es um den genialischen, aber völlig verkannten Künstler S. geht, der ursprünglich Geiger werden wollte, dann in den Augen der Familie ein unverantwortliches Lottereben führte, zuviel Geld ausgab und schliesslich entmündigt und in einem Asyl für alte Bauernknechte versorgt wurde – wo er mit seiner eigentümlichen Fingermalerei begann. Der Roman ist aus sehr verschiedenen Perspektiven erzählt und wirkt dadurch sehr authentisch. 

In drei Kapiteln legte Hartmann den Zuhörern einerseits Soutters schwierigen und mystischen Charakter, andererseits seine eigene Herangehensweise dar. (Boris Burkhardt, RZ 17. 9. 21)

 

Vier Kriminalgeschichten (30. September 2021 im Meierhof. Moderation Wolfgang Bortlik). Aus Anlass des ersten gesamtschweizerischen Krimifestivals in Grenchen am 17./18. September ist die Anthologie „MordsSchweiz“ erschienen, zu der 25 bekannte Autorinnen und Autoren einen neuen Kurzkrimi beigesteuert haben. Vier dieser Geschichten waren in der Arena zu hören:

Nicole Bachmanns Story spielt in einem Vorort, wo weisse Plastikzäune drohen, Tannennadeln den Abfluss verstopfen und Katzen ins Salatbeet kacken. Da kommt gerne Mordlust auf. Wolfgang Bortlik erzählt von einem unter merkwürdigen Umständen in den Rhein gefallenen Basler Spitzenpolitiker. Barbara Saladin lässt eine basellandschaftliche Rotte Wildschweine ihre kriminelle Energie entdecken. Raphael Zehnder berichtet von gnadenlosen Polizeiverhören und der tödlichen Wirkung eines Hardrock-Songs. 

Ein gelungener, auch gut besuchter Abend. Und trotz coronabedingt fehlendem Apéro ergeben sich zum Schluss noch interessante Gespräche … (Rolf Spriessler, RZ 6. 10. 2021)

 

Oliver Bottini (27. 10. 2021 im Meierhof. Moderation Armin Zwerger) las aus seinem jüngsten Kriminalroman Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens einige eher kurze Passagen, die dennoch die Hauptfigur, den rumänischen Kommissar Ioan Kozma, in seinem Zwiespalt zwischen Pflichterfüllung und dem Wunsch, nicht mehr aufzufallen, höchst lebendig werden lassen. Ausführlich sprach Bottini über seine Arbeitsweise und seine Recherchen, über das Phänomen des Landgrabbing und der Entvölkerung weiter Landstriche in Rumänien.  

Im Gespräch mit Armin Zwerger erfuhren die Zuschauerinnen und Zuschauer vieles über den historisch politisch-gesellschaftlichen Rahmen, in dem die Handlung eingebettet ist. Die beiden unterhielten sich über die Ceaușescu-Diktatur, die rumänische Revolution von 1989, die  Organisation IICCMER, die Menschen des besagten diktatorischen Regimes aufspürt, und übers Landgrabbing, von dem Rumänien gemäss Bottinis Recherche besonders betroffen ist. (Nathalie Reichel, RZ 29. 10. 21)

 

Beatrice Schmid (10. 11. 21 im Meierhof, Moderation Valentin Herzog) liest eher kurze Passagen aus ihrem Buch" «Du weisst mich jetzt in Zeit und Raum zu finden. Zwei Frauen zwischen Basel und Moskau» und spricht lebhaft und anschaulich über ihre Arbeit mit den Briefen und Dokumenten von ihrer Grossmutter und -tante (Marie und Paula Schmid). Dazu zeigt sie (zu?) viele Abbildungen: Familienfotos, Zeitungsseiten, Dokumente. Die Möglichkeiten, die einem der PC bzw. Beamer gibt, verführen offenbar leicht. Guter Besuch (ca. 30 Pers.) und das Publikum wirkt sehr befriedigt.

Stimmen von Frauen dieser Zeit sind oft genug untergegangen, man hat deren Geschichten nicht gehört, sich nicht dafür interessiert …Nun gilt es, genau solchen Frauen wie Paula und Marie eine Stimme z geben. (Nathalie Reichel, RZ 12. November 2021)

 

Steff Stauffer (2. Dezember 2021 im Meierhof, Moderation Nicole Hausammann) liest als Gast des Kaleidoskops charakteristische Passagen aus ihrem dritten Lebensroman "Chräiefüess", der von der Situation einer Frau im "körpereigenen Klimawandel" handelt und in berndeutschen Monologen Themen oder die schwieriger werdende Beziehung zu jungen Menschen wie Zufriedenheit, Einsamkeit gestaltet. 

Infolge eben neu erlassener Corona-Einschränkungen und wohl auch des extrem unfreundlichen Wetters war die Zahl der Zuhörer/innen leider ziemlich bescheiden.

Kaum hatte die Autorin mit der Lektüre begonnen, war das Publikum bereits in medias res. […] Protagonistin ist eine bekannnte Unbekannte, also eine Person, die einem vertraut vorkommt, aber anonym bleibt … (Nathalie Reichel, RZ 10. 112.